Leben und Schaffen
Leben und Schaffen
1914
Am 30. August wird Benno Johannes Butter in Russland, in Pawlowsk am Don geboren. Die Mutter, Erna Butter, geb. Rempel, stammte aus einer Mennonitenfamilie, die 1834 von Westpreußen nach Russland gezogen war. Der Vater, Dipl.-Ing. Benno Georg Butter, kam aus Astrachan an der Wolga, wo sich sein Vater, ein Fleischer aus Schlesien, 1867 angesiedelt hatte.
Wenige Wochen vor Bennos Geburt war der I. Weltkrieg ausgebrochen. Der Vater, als deutscher Staatsbürger interniert, darf in Begleitung zweier bewaffneter Kosaken seine Frau und seinen Sohn sehen, dann wird er nach Sibirien verbracht. Wochen später folgen ihm beide nach und man verlebt die Kriegsjahre in einem Dorf bei Jekaterinenburg.
1918
Mit dem Friedensschluss von Brest-Litowsk kehrt die Familie wieder an ihren Heimatort zurück. In den folgenden Bürgerkriegswirren wird er allerdings heftig umkämpft. Benno Butter jun. legt sich eine Sammlung von Patronenhülsen zu. Die Beschäftigung mit Krieg und Militarismus lässt ihn sein ganzes Leben nicht los.
1920
Da die Butters nicht zu den Gewinnern der Revolution zählen, verlässt die Familie Russland. Auch hatte Vater Butter bereits vor dem Krieg in Deutschland und Russland für Hugo Junkers gearbeitet, wodurch sich eine Perspektive im neuen Werk in Dessau bietet.
1920-1934
Benno absolviert die Schule mit drei wichtigen Ergebnissen: Abiturzeugnis, Abscheu gegen Rohrstöcke und chemische Formeln, die Liebe zur Kunst. Er zeichnet erste Bildgeschichten. Nach Schulschluss freies „Indianerleben“ in verschiedenen Jugendbünden, besonders im „Schwarzen Land“ zwischen Vockerode und Wörlitz. Fahrten mit dem Fahrrad und per Anhalter nach Schweden, Italien und Bulgarien.
1934-1936
Studium an der Handwerkerschule Erfurt, dann an der Staatlichen Kunstakademie in Leipzig. Seine Lehrer sind u.a. Carl Thiemann und Walter Buhe.
1936-1938
Benno gehört zum zweiten Jahrgang, der zum Wehrdienst einberufen wird. Hoffnung, dass damit „die Sache erledigt“ sei.
1938-1939
Weiterführung des Studiums in Leipzig. Reise nach Jugoslawien. Abbruch der Reise, erneuter Gestellungsbefehl wegen des Kriegsbeginns – die „Sache“ ist nicht „erledigt“.
1941-1944
Während des Kriegsdienstes in Russland, den Benno als Entzifferer und Übersetzer gegnerischer Funksprüche übersteht, hält er seine Eindrücke in seinem Skizzenblock fest. Manche werden in den Nachkriegsjahren in größeren Bildern verarbeitet.
9. Mai 1945. Bennos Gewehr fliegt in einen böhmischen See. Vorsatz, nie wieder eine Waffe anzurühren. Wenig später sieht er zum ersten Mal einen Sioux-Indianer – es ist ein GI, der zu seiner Bewachung abgestellt ist. Vier Wochen später steht er vor dem, was einmal Dessau gewesen war.
1946
Januar: Beteiligung an der ersten Nachkriegs-Kunstausstellung in Dessau. Studium – letztes Semester in Leipzig, dann freischaffend in Dessau. Erste Arbeiten: Bemalte Lampenschirme. Bald gehen „richtige“ Aufträge ein, vor allem Gebrauchsgrafik – u.a. für die Leipziger Messe –, daneben erste Aquarelle der Dessauer Landschaft.
1948
Erste Heirat: Geburt zweier Söhne: Ralf (1949) und Michael (1951)
1951
Erster Auftrag baugebundener Kunst, zusammen mit anderen Dessauer Künstlern: Ornamentale Erkergestaltungen am Marktplatz (Zerbster Straße). Er zeichnet Illustrationen (Wjatscheslaw Schischkows „Der Dunkle Strom", Maxim Gorkis „Die Mutter", Wilhelm Raabes „Die Schwarze Galeere"), später auch Bildgeschichten, z.T. als Dia-Rollfilme („Schatzinsel", „Tom Sawyer"). Ungezählte Karikaturen entstehen bis 1985 für die „Bauernzeitung“ den „Eulenspiegel", die „Freiheit" u.v.a.
1955-1956
Auf Einladung seiner Schwester Ilse und ihres Mannes Max Ursin Reise nach Äthiopien. Der Aufenthalt dauert ein halbes Jahr. Personalausstellung in Addis Abeba, Arbeit für das dortige Theater. Künstlerischer Durchbruch. 1957 Beteiligung an der Ausstellung der Moritzburg Halle, „Deutsche Maler sehen Afrika“
1960
Zweite Heirat, es folgt der dritte Sohn: Andreas (1963)
1963
Bezug der Atelierwohnung im nördlichsten Hochhaus an der Mulde.
In den Folgejahren viele Studienreisen nach Rumänien, Bulgarien, Russland, Armenien, die CSSR. Aufträge in der baugebundenen Kunst (u.a. Glasbilder im „Restaurant am Museum“, Hinterglasbilder im „Drushba“, verschollen). Leitung der Mal- und Zeichenzirkel von ABUS und Zementanlagenbau Dessau; für diesen Betrieb übernimmt er auch die künstlerische Betreuung von Betriebsveranstaltungen. Beteiligung an zahlreichen Ausstellungen in der DDR und im Ausland, u.a. Bulgarien und Italien, mehrere Einzelausstellungen (letzte Retrospektive in Dessau „Nähe und Ferne“, 1994)
1970
In Zusammenarbeit mit dem Kunstschmiedezirkel des ZAB entsteht ein erstes Rundstahlbild. Es folgen weitere, u.a. für das Landestheater und das Hotel Stadt Dessau – eine Stadtansicht nach Merian, die verschollen ist. Außerdem gestaltet er großformatige Bandstahlbilder mit Themen aus der Stadtgeschichte, u.a. für das Waldbad „Freundschaft“, und die Museumskreuzung (2005 restauriert).
1973
Entwürfe für Szenenbilder und Figurinen der Komödie „Die Schöne Helena“ am Landestheater. Im Eulenspiegel-Verlag erscheint seine Geschichte des Trojanischen Krieges, „Klamauk um Helena“; ein Jahr später folgt „Herrenpartie nach Ithaka“. Beide Karikaturenbände sind stark autobiographisch geprägt. Die „Militaristenfibel“ wird 1975 vom Eulenspiegel-Verlag abgelehnt.
Wilhelm-Müller-Kunstpreis der Stadt Dessau
1976
Reise nach Jugoslawien (Dalmatische Küste in Kroatien)
1982
Reise nach Griechenland. In den folgenden Jahren zahlreiche Aquarelle und Blätter in Mischtechnik, gewidmet der Wörlitzer Landschaft
1984
Reise nach Ägypten.
1985
22. August: Benno Butter stirbt in Berlin.